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Manche Zeitungsverlage haben hunderttausende Euro in die Gestaltung ihres neuen „Newsroom“ gesteckt. Berater haben sich Wochen im Unternehmen herumgetrieben und dutzende von Sitzungen abgehalten, bis die Hardware und das Innendesign standen. Aber wenn ich mir die Ergebnisse im neuesten „Medium-Magazin“ (12/2006) anschaue, denke ich bloß: Nichts wie weg – der reinste Horror.

Da ist zum Beispiel der 400 qm-„Newsroom“ der neuen „Welt“-Zentralredaktion zu sehen, von wo aus seit Mitte November Inhalte für sechs online- und Druck-„Objekte“ verteilt werden. Am „Chefbalken“ sitzen die Leitenden an 16 Arbeitsplätzen in einer Dauerkonferenz sauber uniform aufgereiht vor 16 Flachbildschirmen, 16 Telefonen, 16 Tastaturen und 16 Mäusen. Großbildschirme zeigen das Programm der Nachrichtensender, bei Bedarf beamt der Chef die Planungsgrundlagen an die Stirnwand.
Im „Newsroom“ ist Schichtbetrieb von 6 Uhr bis 0,30 Uhr. KeinE RedakterurIn hat da einen festen Arbeitsplatz – das eigene Material bugsieren sie bei Schichtbeginn in einem abschließbaren Rollschränkchen zu ihrem Schreibtischsessel.
In merkwürdigem Gegensatz dazu ein Artikel in der Beilage „Besser Schreiben“: Wo kommen SchriftstellerInnen auf kreative Gedanken, wird da gefragt. Die Antwort: Unterwegs.
Von Kreativität ist beim Thema „Newsroom“ nicht die Rede. Müssen Blattmanager nicht kreativ sein? Wahrscheinlich nicht. Es geht um Workflow, Effektivität, Management, Tagesaktualität.
Andernfalls hätten die „Chefbalken“-Sitzer irgendwo jeder auch ein Sofa für ein Nickerchen stehen. So wie ich in meinem kleinen selbst ausgesuchten Büro. Und ich wette,
„Welt“-Chefredakteur Christoph Keese arbeitet nicht aus dem Rollwägelchen.

https://www.nzz.ch/der_journalist_am_fliessband-1.4439042 passend zum Thema ein Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung von 2010

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